Wintergarten: Vom „Pomeranzenhaus“ zum exklusiven Wohnraum
Schon der Name „Wintergarten“ verrät, was der gläserne Anbau sein soll: Ein Garten, der auch im Winter nutzbar ist und einen Aufenthalt in grüner Umgebung ermöglicht. Die Idee ist dabei alles andere als neu. Die ersten Vorläufer des Wintergartens lassen sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals hatten sie allerdings noch vorwiegend eine andere Funktion.
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Exotische Pflanzen in nördlichen Breiten
Die Geschichte des Wintergartens ist eng mit dem europäischen Kolonialismus verbunden. Als die Europäer die Welt eroberten, brachten sie aus aller Herren Länder Kurioses mit – darunter auch zahlreiche exotische Pflanzen. Aus südlichen und tropischen Gebieten stammend, konnten diese in der herben Witterung des nördlichen Europas nicht gedeihen, vor allem der Frost machte den empfindlichen Pflanzen schnell ein Ende. Die ersten Gewächshäuser wurden gebaut, um den nötigen Schutz zu bieten. Der Grundstein für den Wintergarten war gelegt.
Da es vor allem Zitrusfrüchte wie Bitterorangen – so genannte Pomeranzen – und Orangen waren, die die Besitzer der Gewächshäuser begehrten, trugen die Bauwerke schnell den Namen „Pomeranzenhaus“ oder „Orangerie“. Vor allem die Orangerien wiesen dabei eine sehr aufwendige Architektur auf, die allerdings noch nicht viel mit der leichten und filigranen Bauweise heutiger Wintergärten zu tun hatte. Diese wurde erst später, im 19. Jahrhundert entwickelt.
Der Kristallpalast – ein Wintergarten im Großformat
Neue Materialien wie großformatige Gläser und steigendes Know-How im Ingenieurwesen ließen es im 19. Jahrhundert schließlich zu, Metall-Glas-Konstruktionen mit großen Spannweiten zu errichten. Eines der bekanntesten und gleichzeitig größten Beispiele war der so genannte Kristallpalast – auf Englisch Crystal Palace –, den der britische Architekt Joseph Paxton für die Weltausstellung 1851 in London entworfen hatte. Das Bauwerk war zunächst eine Notlösung, weil ein günstiges Gebäude benötigt wurde, das sich nach der Ausstellung leicht wieder demontieren und an anderer Stelle erneut errichten ließ. Technisch war die Konstruktion aus Gusseisen und Glas allerdings ein wahres Meisterwerk. Der Kristallpalast überspannte eine Fläche von mehr als 90.000 Quadratmeter und war von seiner Dachform so gestaltet, dass der alte Baumbestand des Hyde-Parks in London darunter Platz fand und erhalten werden konnte. Auch beim Kristallpalast spielte die – wenn auch bereits vorhandene – Bepflanzung damit eine Rolle. Die Architektur entsprach dem Gusto des viktorianischen Zeitalters.
Beliebter Anbau gerät in Vergessenheit
In England waren ab dem 19. Jahrhundert Wintergärten als Anbauten an Häuser sehr beliebt. Auch in Deutschland fand sich diese Bauform bis zu den 1930er Jahren sehr oft. Inzwischen wurden die Konstruktionen an die Wohn- und Gesellschaftsräume angeschlossen, sodass sich ihre Nutzung vom reinen Gewächshaus zum Wohnwintergarten wandelte. Nach dieser ersten Blüte gerieten Wintergärten dann allerdings weitgehend in Vergessenheit. Dies begründete sich unter anderem auch durch die Weltkriege und die damit verbundene Mangelwirtschaft.
Das Comeback in den 1970er-Jahren
Es ist erstaunlich, dass gerade eine weitere Krise die Renaissance der Wintergärten einläutete. In der Energiekrise der 1970er Jahre wurden immer neue Wege zur Energieeinsparung gesucht.
Wintergärten kamen dabei in den Blick, weil sie durch ihre Konstruktion als Glashaus die Wärme durch die Sonneneinstrahlung nutzen und damit helfen, Heizkosten zu reduzieren. Inzwischen hat sich der Wintergarten beim Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern als Gestaltungselement etabliert. Zudem ist in der Modernisierung von Gebäuden der Anbau eines Wintergartens eine willkommene Wohnraumerweiterung. Dabei steht neben dem Aspekt des Energiesparens der hohe Komfort, den der geschützte Raum in unmittelbarer Nähe zur Natur bietet, im Vordergrund.
Wintergarten Grundsätzliches
Ein neuer Wohnraum für das Haus Selbst bei klirrender Kälte der Natur im eigenen Garten ganz nah zu sein –… weiterlesen