Das Stulpfenster: Zwei Flügel, freier Ausblick
Ab einer bestimmten Breite benötigen Fenster mehr als einen Flügel. Üblich im Hausbau sind ein- bis zweiflügelige Fenster. Bei der Variante Stulpfenster mit zwei Fensterflügeln wird die Fensteröffnung in einen Haupt- und einen Bedarfsflügel geteilt. Umgesetzt wird dies auf zwei Arten: Entweder sitzt in der Fensteröffnung ein fester Pfosten als Anschlag für die Fensterflügel oder der Anschlag wird in Form eines Stulps, der auch als „loser Pfosten“ bezeichnet wird, umgesetzt. Stulpfenster kommen insbesondere in der Altbausanierung, in denkmalgeschützten Gebäuden oder auch in historischen Bauten zum Einsatz.
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Aufbau und Funktion
Als Stulp, der diesem Fenster seinen Namen gibt, wird eine senkrechte Leiste, die mittig zwischen den beiden Flügeln angeordnet ist, bezeichnet. Der Stulp überdeckt den Anschlag der Flügel und verbindet die beiden Elemente. Man unterscheidet dabei den Bedarfs- oder Stulpflügel, an dem die Leiste angebracht ist, und den Haupt- oder Gangflügel, der an den Stulp anschlägt.
Der Hauptflügel wird wie ein herkömmliches Fenster über einen Fenstergriff bedient, der Stulpflügel ist mit einem Handhebel am Blendrahmen fixiert und kann auch mit diesem geöffnet werden. Sind beide Flügel geöffnet ist der Stulp nicht zu sehen, die Aussicht wird nicht durch einen Pfosten unterbrochen.
Stulpfenster können aus allen gängigen Fenstermaterialien also Aluminium, Holz oder Kunststoff gefertigt sein. Auch hinsichtlich der Verglasung kann das Stulpfenster mit allen Varianten ausgestattet werden und fungiert als energieeffizientes Wärmeschutzfenster.
Wie breit darf ein Stulpfenster sein?
Zweiflügelige Fenster mit Stulp sind bis zu einer Breite von 1.500 bis maximal 1.600 mm realisierbar. Bei breiteren Fenstern kann es zu Schwächen in der Stabilität und Problemen beim Öffnen und Schließen der Fensterflügel kommen. Bei großer Fensterbreite ist in der Regel ein Fenster mit Mittelpfosten zu empfehlen. Alternativ können auch zur Schaffung eines Fensterbandes einflügelige Fenster mit zwischenliegendem Mauerpfeiler gewählt werden.
Vorteile und Nachteile des Stulpfensters
Der große Vorteil des Stulpfensters besteht darin, dass auch ein breites Fenster im geöffneten Zustand den Ausblick ohne störenden Mittelpfosten freigibt. Durch die konstruktionsbedingt mögliche schmalen Rahmenprofile eignet sich dieser Fenstertyp nicht nur für breite, sondern auch für besonders schmale Fensteröffnungen, wie sie in historischen Bauten vielfach zu finden sind.
Einige Einschränkungen, bzw. Nachteile bringt das Stulpfenster dennoch mit sich. So lässt sich lediglich der Hauptflügel kippen, der Stulpflügel ist ein Drehfenster, dessen Bedienung nur bei geöffnetem Hauptflügel möglich ist. Allerdings bieten einige Hersteller mittlerweile auch Fenster mit Doppelkippbeschlag an. Dabei wird der Bedarfsflügel mit dem Stulpflügel über einen Schnapper verbunden, sodass beide Fensterflügel als Ganzes in die Kippstellung gebracht werden können.
Ein weiterer Nachteil ist die geringere Einbruchhemmung dieses Fenstertyps. Die Fuge am Stulp stellt eine Schwachstelle dar, die von Einbrechern leicht genutzt werden kann. Allerdings kann auch das Stulpfenster die Widerstandsklasse RC2 nach DIN EN 1627 „Türen, Fenster, Vorhangfassaden, Gitterelemente und Abschlüsse – Einbruchhemmung – Anforderungen und Klassifizierung“ erreichen. Dazu wird das Fenster mit Pilzkopf-Zapfen-Beschlägen, Sicherheitsverglasung sowie einem abschließbaren Fenstergriff ausgerüstet.
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Stulpfenster oder Pfostenfenster?
Die Unterschiede zwischen Stulp- und Pfostenfenster liegen in der Ansicht, der Bedienung und im Preis. So kann beim Pfostenfenster jeder Flügel unabhängig voneinander geöffnet werden und verfügt wahlweise über eine Dreh-Kipp-Funktion. Pfostenfenster ermöglichen fast endlos breite Fensterbänder, da der Pfosten den Fenstersturz, bzw. die Öffnung wie eine Stütze stabilisiert. Stulpfenster sind in der Regel etwas teurer im Vergleich, der Preisunterschied zum Pfostenfenster ist jedoch vergleichsweise gering und bewegt sich im unteren bis mittleren zweistelligen Bereich. Durch eine zusätzliche Ausstattung mit einbruchhemmenden Komponenten kann diese Differenz jedoch leicht nach oben schnellen.
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